Nein und dennoch Ja. Hört der Bewerber auf die große Phalanx der Personal-Recruiter, so wird er von dieser Seite eher ein klares Nein hören. Recruiter sind auf der Suche nach Erfahrungen und Belegen dafür, was ein Bewerber zu leisten vermag. Diese Fakten finden sich jedoch nicht hinter schönen Floskeln. Dafür eignen sich klare Profile besser.
Auch der Lebenslauf sollte diesbezüglich aussagefähig sein und durch entsprechende Zeugnisse gestützt werden. In Zeiten der Bewerbungsportale und der direkten Bewerbung auf Online-Jobangebote ist Schnelligkeit gefragt und weniger die prosaische Arbeit an ausgefeilten Anschreiben. Daher geht eine klare Empfehlung an den Bewerber von heute, ein berufliches Profil von sich, in einem oder mehreren Jobnetzwerken oder den Stellenbörsen zugänglich zu machen, um bei Interesse an einem Jobwechsel schnell reagieren zu können.
Je aussagefähiger dieses Profil ist und je passgenauer dieses, in den Augen der Recruiter, für die zu besetzende Stelle ist, desto schneller ist das Ziel erreicht, die Hürde Vorstellungsgespräch zu nehmen. Spätestens zu diesem Termin sollten die kompletten Bewerbungsunterlagen vorliegen.
Bei der Wertung, was eine komplette Bewerbung ausmacht, hat das Bewerbungsanschreiben nach wie vor seinen Stellenwert und fließt in die Gesamtbeurteilung eines Bewerbers mit ein. Es ist somit ein Zünglein an der Waage und kann, je nach Überzeugungskraft, den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben. Hier setzt aber auch die Kritik an der Aussagekraft von Bewerbungsanschreiben als Personalauswahlinstrument ein. Da es für die wenigsten Bewerber bei der beruflichen Aufgabenstellung darauf ankommt, sich werblich zu präsentieren und dazu perfekte Anschreiben zu kreieren, nutzen diese das große Heer der Karriereberater, mit deren eigens dafür ausgebildeten, professionellen Textern.
Damit stehen sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber. Die Personal-Recruiter kritisieren, dass es sich bei professionellen Bewerbungsanschreiben um keine authentische Leistung des Bewerbers handelt und diese somit als Personal-auswahlinstrument ausscheiden. Dagegen kontern die Bewerbungshelfer, dass sie mit ihrer Dienstleistung erst zur Chancengleichheit beitragen. Denn unbestreitbar ist, dass ein unprofessionelles Anschreiben eher als Schatten auf der Bewerbung liegt und damit den Gesamteindruck belastet.
Fazit ist, dass das Bewerbungsanschreiben nicht automatisch die Eintrittskarte zum Vorstellungsgespräch bedeutet, aber bei der Gesamtbeurteilung eines Bewerbers nach wie vor gewertet wird. Daher ist es unabdingbar, dass dieses Anschreiben stilistisch und inhaltlich treffend formuliert wird. Sollte dies nicht als Eigenleistung erbracht werden können, ist es nicht verwerflich sich hierbei fremder Hilfe zu bedienen. Durch die Fremdhilfe wird das Bewerbungsanschreiben nicht per se zu einer Mogelpackung, denn für die Entscheidung zugunsten eines Bewerbers, zählen weiterhin die Kompetenzen und der persönliche Eindruck, den dieser im weiteren Auswahlverfahren hinterlässt.