Artikel

Beziehung vs. Bekanntheit

Die Fähigkeit zu Collaborative Work ist die Voraussetzung für das Arbeiten im 21. Jahrhundert. Der Trend vom Do-it-yourself hin zum Do-it-with-others ist dabei ein zeitgemäßer Weg.

Trugbilder im Mondlicht
Das Märchen vom Vitamin B

Eigentlich ist es schon ewig bekannt, dass die richtigen Beziehungen, das Leben erleichtern. Doch gilt dies für die Jobsuche ebenso? Im Einzelfall mag dies zutreffen, eine Regel daraus abzuleiten, greift jedoch zu kurz. Ein Slogan wie: „Kontakte sind wichtiger als Wissen“ weist in die falsche Richtung, da dies das Märchen vom Vitamin B nährt und die Wissensgesellschaft ad absurdum führt. Die richtigen beruflichen Kontakte zu haben und zu pflegen, lässt sich nur verwirklichen, wenn ich auf der anderen Seite entsprechenden Nutzen stiften kann. In jedem Netzwerk gilt die Regel: Zuerst geben, dann nehmen. Übertragen auf die Wissensgesellschaft bedeutet dies, dass der Einzelne das erforderliche Wissen mitbringt und sich regelmäßig weiterbildet. Die Methode „Hire for attitude and train for skills”, welche ebenso auf eine nur personenbezogene Auswahl hindeutet, kann als Ultima Ratio gesehen werden, wenn die Fähigkeiten stimmen und die Zeit für die Wissensvermittlung bereitgestellt wird. Die Volkswagen AG geht hier mit der Fakultät 73 neue Wege und auch aus der Pflege gibt es vielversprechende Ansätze dafür. Aber in beiden Fällen dreht es sich um Ausbildung und nicht um Stellenbesetzung.

Wissensensgesellschaft
Wissensgesellschaft
Was Unternehmen heute brauchen

Unternehmen stehen heute vor der Aufgabe, schneller auf Veränderungen des Marktes reagieren zu müssen. Dies erfordert flexible Mitarbeiter auf allen Ebenen. In agilen Strukturen finden sich diese neuen Ansätze wieder, doch die bisherige Praxis beweist, dass nicht jeder Mitarbeiter*in in dieses Muster passt. So sind schnell neue Schlüsselqualifikationen für den künftigen Arbeitsmarkt ausgemacht. Da Wissen und Können jedoch für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens unabdingbar sind, stehen diese weiterhin an erster Stelle bei der Bewerberauswahl. Der Fachkräftemangel und die unbesetzten Arbeitsplätze sind ein deutlicher Beweis dafür, dass Beziehungen nicht ausreichen, diesen Mangel wettzumachen. Aber wenn der Begriff „Beziehung“ durch den Terminus „Bekanntheit“ ersetzt würde, wären wir einen sachlichen Schritt näher an einem modernen Bewerbungs-verfahren. Schon vor Jahren gab es den Vorschlag, den Arbeitgebern über anonyme E-Portfolios den Zugang auf die Kompetenzen von Arbeitnehmern zu ermöglichen. Rudimentär gibt es zwar Profile in Stellenbörsen und im Internet, aber diese sind schlicht ungeeignet, dahingehend das Können und Wissen der Person darzustellen. So sind diese Qualifikationsprofile auch beim aktiven Suchen nach potenziellen Kandidaten wenig hilfreich. Unternehmen versuchen, diese Kluft durch ein professionelles Employer Branding zu überbrücken und damit ihre Arbeitgeberattraktivität für mögliche Bewerber zu erhöhen. Doch löst dies die Probleme bei den Mangelberufen nur bedingt.

Die Jobsuche in der Wissensgesellschaft

Die Bezeichnung Wissensgesellschaft steht lt. Wikipedia in einem engen Zusammenhang mit den Begriffen Informationsgesellschaft und Netzwerkgesellschaft sowie der mit Digitalisierung, Datafizierung und dem Internet verbundenen massenhaften Nutzung Digitaler Medien. Diese genannten Termini lassen sich dem Phänomen der „Digitalen Transformation“ zuordnen und betreffen damit jeden Arbeitsplatz in Unternehmen. Arbeitsplätze verändern sich und klassische Berufe fallen der Automatisierung anheim. In der Folge entstehen neue Wissensberufe und damit neue Arbeitsplätze, wofür wiederum besser und höher qualifiziert werden muss. Auf das Streitthema, wer dafür die Kosten übernimmt und entsprechenden Zeitausgleich ermöglicht, soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Stattdessen kommt hier der Begriff der Employability zum Tragen. Empirische Untersuchungen dazu haben bei den Unternehmen die Anforderungsmerkmale identifiziert. Weit vorne stehen dabei die fachlichen Kompetenzen, die Initiative und die Aktivität der Mitarbeiter sowie das Erkennen und Nutzen von Chancen. Dies setzt auch die Eigenverantwortung und das Entwickeln von Zielen voraus. Im Klartext bedeutet dies für die Jobsuche, dass die entsprechenden fachlichen Kompetenzen benötigt werden und der Jobsuchende sich diese aneignen muss. Soweit diese Lernprozesse transparent erfolgen ergeben sich daraus neue Kontakte und Chancen auf Arbeitsplätze. Gerade bei den Mangelberufen haben die Rekruter ein Augenmerk auf entsprechende Lerngruppen und nutzen diese für die berufliche Ansprache. Wissensgesellschaft bedeutet auch Netzwerkgesellschaft. Wir reden von Wissen und nicht von Geheimwissen. Ergo sollte es ein natürlicher Reflex sein, dieses Wissen mit anderen zu teilen und dadurch für andere sichtbar zu werden. Die Fähigkeit zu Collaborative Work ist die Voraussetzung für das Arbeiten im 21. Jahrhundert. Ob der Austausch im direkten Kontakt auf Veranstaltungen erfolgt oder über das Medium Internet, beides führt dazu, Eindruck zu hinterlassen.

Personalauswahl
Personalauswahl
Impression Management

Selbstpräsentation ist ein weitverbreitetes Phänomen in der Personalauswahl und wird oftmals als Manipulationsversuch gesehen und als solcher zu enttarnen versucht. Instrumente wie hochstrukturiertes Interview und Aufmerksamkeit der Interviewer sollen hier dem Missbrauch einen Riegel vorschieben. Andersrum ist Impression Management, also Aufmerksamkeit auf vorhandene Fähigkeiten und Kenntnisse zu lenken, per se nichts Schlechtes. Im Gegenteil, jeder Bewerbungsprozess erfordert es, die eigenen Vorteile in den Fokus zu stellen. Was bei der Bewerberauswahl jedoch als kritischer Moment gesehen wird, erfährt in anderen Umgebungen mehr Normalität. In Lerngruppen, in Foren oder in einer Arbeitsumgebung lassen sich solche Fassaden nicht lange aufrechterhalten und die weiteren Teilnehmer erkennen sehr schnell, welche Potenziale abrufbar sind. Daher ist jede Form der persönlichen Kontakte einer künstlichen Umgebung vorzuziehen, dies gilt auch für das Assessment Center. Die Bestätigung dafür findet sich bei den Unternehmen im Ausbau der Mitarbeiterempfehlung.

Wege, um sichtbar zu werden

Neben den bereits genannten Möglichkeiten, mit anderen in Kontakt zu kommen, gibt es noch weitere Gelegenheiten, sich aktiv mit potenziellen Kollegen auszutauschen. Die Businessnetzwerke XING und LinkedIn bieten hierzu einen kommerziellen Anlass.

Auch private Netzwerke haben die Öffentlichkeit im beruflichen Umfeld erkannt und ermöglichen den entsprechenden Service. Wirkungsvoller als diese Angebote einen guten Eindruck zu hinterlassen und neue Kontakte zu erschließen, ergeben sich jedoch aus der Teilnahme an neuen Veranstaltungsformaten. So erleben Barcamps, Hackathons, offene Werkstätten und andere Lernorte mehr Bedeutung für ein nachhaltiges Kennenlernen. Wie tief diese Kontakte sind und ob wir diese bereits Beziehung im Sinne von eng miteinander verbunden nennen müssen, steht nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, bekannt zu werden. Der Trend vom Do-it-yourself hin zum Do-it-with-others ist dabei ein zeitgemäßer Weg.

 

CC by-Lizenz

Lizenz für Textinhalte   CC by 4.0 / Bilder und Medien unterliegen gesonderten Urheberrechten

Jeder 2. Deutsche Arbeitnehmer denkt aktuell über einen Jobwechsel nach.

Die hohe Zahl an sich beunruhigt nicht nur die Personalverantwortlichen. Denn die Vorstellung kurzfristig jeden 2. Arbeitsplatz neu besetzen zu müssen, ist eher ein Alptraum für das Recruiting-Team.

Je nach Studie sind es mal ein paar Prozent mehr oder weniger. Die hohe Zahl an sich beunruhigt nicht nur die Personalverantwortlichen. Denn die Vorstellung kurzfristig jeden 2. Arbeitsplatz neu besetzen zu müssen, ist eher ein Alptraum für das Recruiting-Team.

Jobwechsel

Aus einem anderen Blickwinkel gesehen, besagen diese Zahlen jedoch sehr wenig. Denn den Wunsch nach Veränderung trägt fast jeder in sich. Aber der Schritt vom Wunsch in die Handlung ist doch bei den Meisten noch ein weiter Schritt und nicht alle sind bereit die Konsequenzen zu tragen, bzw. sie scheitern schon an den ersten Hürden. Von denen, die den Gedanken an einen Jobwechsel wieder fallen lassen, sehen viele den Grund darin, dass sie nicht über entsprechende Kontakte verfügen. Andere sehen den Grund darin, dass die Stellenanzeigen unklar formuliert seien. Wieder andere schrecken davor zurück, Bewerbungsunterlagen individuell aufbereiten zu müssen. Und auch sonst finden sich noch genügend Gründe, um den Gedanken an einen Jobwechsel zu verwerfen.

Ist es die Angst vor der eigenen Courage? Glaubt man den Unternehmen, so beklagen diese wiederum eher die Ernsthaftigkeit bei den Bewerbungen. So nutzt ein Großteil der Bewerber die Jobplattformen eher dafür, den eigenen Marktwert einzuschätzen, als dafür den Wechselgedanken zu vollziehen. Diese Entwicklung wird dadurch begünstigt, dass die Unternehmen die Anforderungsbarrieren auf den Bewerbungsplattformen nach unten korrigieren, damit ausreichend Bewerbungen von „qualifizierten“ Bewerbern eingehen. Eine Entwicklung, welche ich mit Stirnrunzeln begleite. Denn Klarheit sowohl auf Seiten der Unternehmen wie auch bei den Bewerbern, ist für mich der Ausgangspunkt für ein weiterführendes Gespräch.

Während einige Unternehmen sich noch hinter kryptischen Stellenanzeigen verstecken, gibt es aber auch Positivbeispiele von Unternehmen, welche klar auf die Bewerber zugehen und auf eine offene Gesprächskultur setzen. Umgekehrt fehlt manchen Bewerbern einfach das notwendige Selbstvertrauen im Bewerbungsprozess, mit dem Unternehmen in das Gespräch zu gehen und offene Fragen bereits im Vorfeld zu klären und damit Klarheit zu schaffen. Es macht absolut keinen Sinn, sich auf eine Stelle zu bewerben, bei welcher Fragen offen sind. Nach wie vor scheitern Bewerbungen daran, dass Qualifikationen falsch bewertet werden. Ein weiteres Thema ist die unrealistische Vorstellung über die Vergütung, wobei die Gründe dafür auf beiden Seiten zu finden sind. Auch für die Unternehmensseite gilt, die Suche nach Willigen gehört in die Schublade, da Qualifikation der Schlüssel zum Markterfolg ist.

Eigentlich sollte ein Jobwechsel einfach sein. Natürlich bedarf ein solcher Schritt Klarheit über die eigenen Ziele und keine kurzfristigen Handlungsimpulse. Aber schon Victor Hugo soll gesagt haben: Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Wenn sie der festen Meinung sind, eine neue berufliche Aufgabe zu übernehmen, dann sollten sie diesen Schritt gehen. Dieser Schritt ist nicht schwer, aber er ist in ihrer Verantwortung und daher gilt es eine gute Entscheidung zu treffen.


Ich habe mich entschieden, dem Thema Jobwechsel mehr Beachtung zu schenken und werde dazu weitere Artikel veröffentlichen und diese auch auf anderen Plattformen wie Facebook und YouTube begleiten. Daher freue ich mich auf ihre Fragen und Erfahrungen zum Thema Jobwechsel und Bewerbung.

Lizenz für Textinhalte   CC by 4.0 / Bilder und Medien unterliegen gesonderten Urheberrechten

Der Zugang zu freien Bildungsmaterialien

…ist eine Forderung, welche nun endlich auch in der bundesdeutschen Wirklichkeit ankommen ist. Die Notwendigkeit von selbst gesteuertem Lernen gewinnt in den Unternehmen an Bedeutung. Neue Lernformen, wie „Learning on Demand“ oder „Working Out Loud“ erfordern einen neuen Umgang mit Urheberrechten und Quelltexten. Das diese nicht immer rechtsicher umgesetzt werden, liegt in der schwierigen Materie des Urheberrechts. Hier Klarheit zu schaffen und Anleitung für die Erstellung von verwertbaren Bildungsmaterialien zu geben, hat sich das Projekt „OER (Open Educational Resources) – Macher und Multiplikatoren in der Weiterbildung“ auf die Fahnen geschrieben.

Unter der Regie des BDVT e.V. in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Lübeck werden Multiplikatoren und Fachexperten ausgebildet, die künftig zur Entstehung und Akzeptanz freier Bildungsmaterialien beitragen werden. Für mich als Job Coach und Bildungsberater ist die Teilnahme an dieser Ausbildung selbst verpflichtend, da ich diese Forderung schon lange mittrage. Gerne stelle ich an dieser Stelle ein Postulat des Erfolgscoach Richard Nelson Bolles ein, welcher in seinem Buch „Durchstarten zum Traumjob“ ein Programm von Frank Laubach aus dem Jahre 1935 aufgreift – „Jeder Unterrichtet Jeden“ .

Diese Art der Wissensweitergabe geht natürlich noch viel weiter zurück und ist doch aktueller denn je. Daher ist die Einsicht erforderlich, dass Wissen zu teilen ist. Denn nur wenn Wissen geteilt wird, kann neues Wissen entstehen. Dass es dafür Regeln geben muss, ist unabdingbar. Einen Schritt in die richtige Richtung weisen die Freien Lizenzen unter der Creative Commons Lizenz. Diese Lizenz erlaubt anderen, Ihr Werk zu verbreiten, zu remixen, zu verbessern und darauf aufzubauen, auch kommerziell, solange Sie als Urheber des Originals genannt werden. Dies ist die freieste Lizenz, empfohlen für maximale Verbreitung und Nutzung des lizenzierten Werkes. So werden wir dem Schnipsel noch häufiger begegnen.
CC-BY-4.0 BY Rolf Schmitt

Psychosoziales Coaching bringt Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit

In einer gemeinsamen Veröffentlichung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und des Jobcenter Leibzig berichten diese über ein Gemeinschaftsprojekt mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig. Dort wird das Psychosoziale Coaching als ein Baustein beim Abbau der Barrieren für den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben eingesetzt.

Seit Beginn des Modellprojekts im Mai 2011 wurden über 1.000 Klienten in Leipzig beraten. Davon wiesen 66% mindestens eine psychische Erkrankung auf. Eine aktuelle Wirkungsanalyse ergab, dass etwa ein Drittel der 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer inzwischen wieder einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Das Leipziger Pilotprojekt weckt bundesweit Interesse. Über die Stiftung Deutsche Depressionshilfe wird das erfolgreich erprobte Konzept nun auf andere Regionen in Deutschland übertragen.

Das Psychosoziale Coaching richtet sich an langzeit-arbeitslose Menschen über 50 Jahren, wünschenswert wäre es aus meiner Sicht jedoch, dass diese Hilfe generell bei Langzeitarbeitslosen zur Verfügung stünde, da ich entsprechenden Bedarf von Unsicherheit bis zur pathologischen Auffälligkeit beim gesamten Klientel beobachte. Zum Artikel: http://www.deutsche-depressionshilfe.de/pm-psychosoziales-coaching-maerz-2016.php

 

Bundesweite Aktionswoche – die Fachkräftewoche 2015

Unter dem Motto „In Deutschland steckt mehr“ veranstaltet die Partnerschaft für Fachkräfte in Deutschland vom 26. Oktober bis zum 1. November 2015 eine bundesweite Aktionswoche – die Fachkräftewoche 2015. Auf zahlreichen Veranstaltungen soll es um die Frage gehen, welche Potenziale für die Fachkräftesicherung bestehen und wie diese noch besser genutzt werden können.

Die Initiative Partnerschaft für Fachkräfte startete vor einem Jahr mit zwei Zielen:
Zum einen, die Maßnahmen zur besseren Arbeitsmarktintegration dieser Gruppen miteinander abstimmen und deren Weiterentwicklung regelmäßig prüfen und zum anderen,  den sich bereits vollziehenden Wandel in der Arbeitswelt im Dialog von Sozialpartnern, Kammern, Politik und betrieblichen Praktiker/innen auch mit Blick auf die Fachkräftesicherung gestalten. Zudem beschlossen  die Partner einmal jährlich zu einem Spitzengespräch zusammenkommen, um Fortschritte der Fachkräftesicherung zu bewerten und weitere nötige Schritte zu beraten. Dies ist angesichts der aktuellen Entwicklung in Deutschland auch dringend erforderlich, da die derzeitige Flüchtlingssituation die positive Entwicklung bei der Beschäftigung von Migranten auf den Kopf stellt.

So schreibt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im aktuellen Bericht  14/2015. In den vergangenen fünf Jahren sind die Beschäftigungsquoten der ausländischen Bevölkerung in Deutschland deutlich gestiegen und die Arbeitslosen-quoten gesunken. Dies ist dem positiven Effekt einer „Anerkennungs- und Willkommenskultur“ zuzurechnen, mit der es uns gelingt, die bereits hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit und Gesellschaft zu integrieren.
Dies galt jedoch vor der aktuellen Entwicklung bei den Flüchtlingszahlen. So schreibt das IAB weiter,  die Flüchtlingsmigration führe aber zu sinkenden Beschäftigungs-quoten und, schrittweise, zu steigender Arbeitslosigkeit der ausländischen Bevölkerung.

Auch wenn noch erhebliche Unsicherheit über die genauen Daten besteht, so kann davon ausgegangen werden, dass die berufliche Qualifikation der Flüchtlinge nicht nur deutlich geringer ist als die des Durchschnitts der Deutschen, sondern auch als die anderer Ausländer oder Migrantengruppen. Inwieweit die bundesweite Aktionswoche schon Antworten auf diese Entwicklung gibt ist unwahrscheinlich. Es bleibt aber zu wünschen, dass den knapp eine Million Menschen in Deutschland die seit mehr als einem Jahr ohne Job sind Perspektiven aufgezeigt werden.

Sind Bewerbungsanschreiben noch zeitgemäß?

Nein und dennoch Ja. Hört der Bewerber auf die große Phalanx der Personal-Recruiter, so wird er von dieser Seite eher ein klares Nein hören. Recruiter sind auf der Suche nach Erfahrungen und  Belegen dafür, was ein Bewerber zu leisten vermag. Diese Fakten finden sich jedoch nicht hinter schönen Floskeln. Dafür eignen sich klare Profile besser.

Auch der Lebenslauf sollte diesbezüglich aussagefähig sein und durch entsprechende Zeugnisse gestützt werden. In Zeiten der Bewerbungsportale und der direkten Bewerbung auf Online-Jobangebote ist Schnelligkeit gefragt und weniger die prosaische Arbeit an ausgefeilten Anschreiben. Daher geht eine klare Empfehlung an den Bewerber von heute, ein berufliches Profil von sich, in einem oder mehreren Jobnetzwerken oder den Stellenbörsen zugänglich zu machen, um bei Interesse an einem Jobwechsel schnell reagieren zu können.

Je aussagefähiger dieses Profil ist und je passgenauer dieses, in den Augen der Recruiter, für die zu besetzende Stelle ist, desto schneller ist das Ziel erreicht, die Hürde Vorstellungsgespräch zu nehmen. Spätestens zu diesem Termin sollten die kompletten Bewerbungsunterlagen vorliegen.

Bei der Wertung, was eine komplette Bewerbung ausmacht, hat das Bewerbungsanschreiben nach wie vor seinen Stellenwert und fließt in die Gesamtbeurteilung eines Bewerbers mit ein. Es ist somit ein Zünglein an der Waage und kann, je nach Überzeugungskraft, den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben. Hier setzt aber auch die Kritik an der Aussagekraft von Bewerbungsanschreiben als Personalauswahlinstrument ein. Da es für die wenigsten Bewerber bei der beruflichen Aufgabenstellung darauf ankommt, sich werblich zu präsentieren und dazu perfekte Anschreiben zu kreieren, nutzen diese das große Heer der Karriereberater, mit deren eigens dafür ausgebildeten, professionellen Textern.

Damit stehen sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber. Die Personal-Recruiter kritisieren, dass es sich bei professionellen Bewerbungsanschreiben um keine authentische Leistung des Bewerbers handelt und diese somit als Personal-auswahlinstrument ausscheiden. Dagegen kontern die Bewerbungshelfer, dass sie mit ihrer Dienstleistung erst zur Chancengleichheit beitragen. Denn unbestreitbar ist, dass ein unprofessionelles Anschreiben eher als Schatten auf der Bewerbung liegt und damit den Gesamteindruck belastet.

Fazit ist, dass das Bewerbungsanschreiben nicht automatisch die Eintrittskarte zum Vorstellungsgespräch bedeutet, aber bei der Gesamtbeurteilung eines Bewerbers nach wie vor gewertet wird. Daher ist es unabdingbar, dass dieses Anschreiben stilistisch und inhaltlich treffend formuliert wird. Sollte dies nicht als Eigenleistung erbracht werden können, ist es nicht verwerflich sich hierbei fremder Hilfe zu bedienen. Durch die Fremdhilfe wird das Bewerbungsanschreiben nicht per se zu einer Mogelpackung, denn für die Entscheidung zugunsten eines Bewerbers, zählen weiterhin die Kompetenzen  und der persönliche Eindruck, den dieser im weiteren Auswahlverfahren hinterlässt.

Arbeitsmarkt im August 2012 – Fachkräftemangel in bestimmten Branchen?

Auch wenn der Arbeitsmarkt im August 2012 eine tendenziell schwächere Entwicklung aufweist, was nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit auf ein geringeres Wachstum der Deutschen Wirtschaft schließen lässt, gilt dies nicht für alle Branchen.  Besonders gesucht sind derzeit Fachleute in den Bereichen Metall, Mechatronik, Elektro, Maschinen- und Fahrzeugbau, Logistik, Handel und Gesundheit. Nachwievor  wird in Deutschland darüber gestritten, ob wir von einem Facharbeitermangel sprechen sollen, oder ob der angeblichen Fachkräftemangel nur dem Interesse der Arbeitgeber nach einem Überangebot an Arbeitskräften, längerer Lebensarbeitszeit, Wochenarbeitszeit, Ausweitung der Zuwanderung und niedrigen Löhnen dient. Den betroffenen Betrieben nützt diese Diskussion wenig. Auch wenn es sich zum Teil nur um strukturelle Störungen des regionalen Arbeitsmarktes handelt, so fehlen diese Fachkräfte in den Betrieben. Noch greifen die entsprechenden Programme, wie das in Kraft getretene Anerkennungsgesetz oder das Anwerben von Mitarbeitern aus den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union mit hoher Arbeitslosigkeit nur bedingt. Einen interessanten Artikel über den Fachkräftemangel in der  Region Schwäbisch Hall  und dem Ergebnis von Anwerbeprogrammen, findet sich in der Süddeutschen Zeitung. Dass die Kompetenzbarriere  Sprache ein europäisches Problem ist, zeigen auch Beispiele aus der metallverarbeitenden Industrie. So hat die Die Europäische Metall Union einen europäischen Berufspass initiiert. Das Ziel des EMU-Passes ist die Förderung des Austausches von Fachleuten aus der betreffenden Branche innerhalb der europäischen Länder auf Grund vergleichbarer, erkennbarer und anerkannter Kompetenzen. Dies könnte auch für andere Branchen in fachlicher Hinsicht ein gangbarer Weg sein, in der Praxis zeigt er sich jedoch hinsichtlich sprachlicher und auch kultureller Unterschiede als problematisch. Da werden auch in Zukunft größere Anforderungen hinsichtlich der Begleitung und Integration der ausländischen Mitarbeiter erforderlich sein. So können in Nordrhein-Westfalen die Kreise und kreisfreie Städte die Einrichtung eines Kommunalen Integrationszentrums beantragen. Dazu Integrationsminister Guntram Schneider „Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, gerade auch aus dem Kreis der Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund. Die kommunalen Integrationszentren setzen gleichermaßen auf frühe Förderung und auf die Stärkung der Jugendlichen in der für sie so wichtigen Phase des Übergangs von der Schule in den Beruf.“

Jeder vierte Arbeitnehmer in innerer Kündigung

Jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland hat innerlich gekündigt und im Nachbarland Österreich denkt jeder Fünfte an Jobwechsel. Dies zeigen zwei aktuelle Studien zur Arbeitszufriedenheit in den Ländern. Signifikat für Deutschland ist laut der Gallup-Studie, dass es den Führungskräften in Deutschland nicht gelungen ist, ihre Mitarbeiter mitzunehmen. So haben 23 Prozent der Beschäftigten in Deutschland bereits innerlich gekündigt und weitere 63 Prozent der Mitarbeiter machen Dienst nach Vorschrift. Diese ziehen sich auf ein notwendiges Pflichtprogramm zurück. Der gesamtvolks-wirtschaftliche Schaden wird von Gallup auf eine Summe zwischen 122,3 und 124,0 Milliarden Euro veranschlagt. Dabei sind es nicht die Rahmenbedingungen, wie die Studie zeigt, denn neun von zehn Angestellten, sind mit der Arbeit, welche sie ausführen zufrieden. Und 58 Prozent sehen die Vergütung in einem angemessenen Verhältnis zu ihrer Leistung. Dies ist im Nachbarland so nicht zutreffend, wie Monster in seiner Jobwechsler-Studie 2012 feststellt. Dort empfinden 48 Prozent ihr Gehalt als zu gering, gefolgt von mangelnden Aufstiegschancen. In Deutschland hingegen sind die Probleme hausgemacht, denn obwohl diese Defizite in der Personalführung seit Jahren bekannt sind, gelingt es den Führungskräften nicht, die Arbeitnehmer emotional mitzunehmen. Hier zeigten sich die größten Unterschiede und Verhaltensauffälligkeiten bei den Belegschaften.  Der Aussage „Ich habe in den letzten sieben Tagen für gute Arbeit Anerkennung und Lob bekommen“ stimmten nur vier Prozent der Mitarbeiter ohne emotionale Bindung zu. Bei emotional gebundenen Arbeitnehmern lag dieser Wert bei 79 Prozent. Ähnlich verhält es sich, wenn es um konstruktives Feedback geht (2 Prozent zu 75  Prozent).  Die Monster-Studie zeigt auf, dass in Österreich die Arbeitszufriedenheit eher hoch ist. Das Betriebsklima in den österreichischen Unternehmen ist äußerst konfliktarm, nahezu so strahlend wie vor rund 25 Jahren. Mehr als zwei Fünftel der Arbeitnehmer sind mit ihrer beruflichen Situation uneingeschränkt zufrieden. In Deutschland ist es  laut Marco Nink, Strategic Consultant bei Gallup, den Führungskräften in den Unternehmen jedoch nicht gelungen, ihre Führung am Menschen auszurichten. Ein Aspekt der oft übersehen und sich in der Erfolgsbilanz negativ auswirkt.
Quellen:
 
http://info.monster.at/Monster-Jobwechsler-Studie-2012/article.aspx